Aikido? Was ist das?

Die Anfänge des AIKIDO liegen ebenso wie die des JUDO und KARATE-DO im Japan in der Zeit um 1900. Zu jener Zeit fassten Meister der japanischen Kampfkünste (BU-JUTSU) Elemente älterer Kampfkünste zu moderneren Systemen zusammen und lehrten diese.

 

Morihei Ueshiba wurde 1883 in Tanabe im Distrikt Kumano als Sohn eines wohlhabenden Bauerns und Lokalpolitikers geboren. Er studierte viele Kampfkünste mit größtem Nachdruck, um sie zu meistern. Somit liegen die Ursprünge der Techniken des AIKIDO in diesen von ihm studierten Kampfkünsten. Dies waren zum Einen waffenlose Künste (insbesondere DAITO-RYU JU-JUTSU), zum Anderen Waffenkünste (insbesondere YAGYU-RYU Schwertkampf).

 

Für Ueshiba, der unter dem Einfluss der mystischen Welt Japans aufwuchs, wurde das Studium der Kampfkünste immer mehr zu einer Suche nach dem 'wahren Geist der Kriegskünste', zu einer Suche nach Erkenntnis und Erleuchtung. Also befasste er sich ebenfalls mit esoterischen Lehren des japanischen Shintoismus und besonders mit den Lehren der OMOTO-KYO Sekte und den Theorien des KOTODAMA. So gelang er durch einige extreme Erfahrungen in seinem Leben zu der Einsicht, dass der eigentliche Kern der Kampfkünste nicht zerstörerischen sondern vielmehr lebensspendenden Charakters ist.

 

Mit diesem Wandel seiner inneren Einstellung ging auch ein Wandel der von ihm gelehrten Techniken einher. Sie wurden weicher, und ohne Wirksamkeit zu verlieren wurden zerstörerische Elemente heraus genommen. So gelang es ihm ein effektives System zur Konfliktlösung zu entwickeln, das sowohl auf körperliche als auch auf geistige Situationen angewendet werden kann. Ein System des Kampfes und der Zerstörung wurde zu einem Weg der Versöhnung. Meister Ueshiba starb am 26. April 1969.

 

Das AIKIDO hat bereits zu Lebzeiten seines Begründers begonnen sich über die Grenzen Japans hinaus zu verbreiten, insbesondere in den USA und mit Meister Andre Nocquet in Frankreich. In Deutschland trat AIKIDO erstmals in den Jahren 1965-66 auf. JUDO- und KARATE-Meister aus Japan begannen auch AIKIDO zu zeigen. Gerd Wischnewski studierte in Japan für zwei Jahre diverse Kampfkünste, und Anfang 1967 wurde nach seiner Rückkehr im Deutschen Judo Bund eine Sektion Aikido gegründet.

 

Mittlerweile haben sich mehrere eigenständige Organisationen gebildet, und es trainieren ca. 13 000 Menschen in Deutschland AIKIDO.


Die philosophischen Aspekte des Aikido

oder: Der Weg durch geistige Kraft zur Harmonie

 

AI - Übereinstimmung, Harmonie, Wohlwollen, Liebe

Dies kann gewissermaßen als das Ziel des AIKIDO angesehen werden. Im Gegensatz zu anderen Kampfkünsten wird nicht der individuelle Sieg und somit die Niederlage des vermeintlichen Gegners, sondern eine Lösung des Konfliktes zum beiderseitigen Wohlergehen angestrebt. Nur so ist eine wirksame Überwindung des Konfliktes möglich, da durch einen relativen Sieg über den anderen nur das Ungleichgewicht des Konfliktes verschoben wird.

 

KI - universale geistige Kraft, Energie

Begriffe wie KI im japanischen, CHI im chinesischen oder PRANA im indischen Sprachraum bezeichnen alle das gleiche Phänomen, wie übrigens auch Odem oder Atem im europäischen Bereich, nämlich eine nicht körperliche, alles durchdringende Lebenskraft. Diese besitzt an sich jeder Mensch, oder vielmehr wird jeder Mensch von ihr durchdrungen, aber jeder vermag sie in unterschiedlichem Maße zu nutzen. Man kann den Menschen als Pumpe und das KI als Wasser betrachten. Dann gibt es gut fördernde, reibungsarme aber auch stockende, schlecht fördernde Pumpen. In diesem Vergleich würde der Hub der Pumpe dem Ein- und Ausatmen des Menschen entsprechen. Die enge Verbindung zwischen Atmung und Vitalität sehen wir im täglichen Leben an kurzatmigen, kraftlosen oder auch an ruhig und tiefatmenden kraftvollen Menschen. Im AIKIDO-Training wird der Fluß dieser vitalen Kraft gefördert und dem einzelnen Menschen nutzbar gemacht. Der Angreifer wird im wesentlichen nicht mit Hilfe muskulärer Kraft geführt und kontrolliert, sondern unter Anwendung des eigenen KI kanalisiert der Verteidiger die Energie des Angriffes in seinem Sinne. Da die Verfügbarkeit von KI nicht in dem Maße von Alter und Geschlecht abhängig ist, beinhaltet das AIKIDO gerade für Frauen oder jüngere Menschen große Möglichkeiten. Die Entwicklung des persönlichen KI bewahrt den Menschen auch davor automatisch in Opferstellungen gedrängt zu werden, unabhängig ob es sich um Konflikte auf körperlicher ader psychologischer Ebene handelt.

 

DO - Weg, Methode

Im östlichen Kulturkreis ist der Begriff des Weges bereits sehr alt. Künste wie die Kalligraphie, das Zubereiten von Tee, das Blumenstecken und auch der Gebrauch von Waffen wurde nicht mehr nur als technische Fertigkeit, die völlig ausserhalb der Persönlichkeit des Ausübenden wirkt angesehen. Über die Technik hinaus muss vor allem auch der Ausübende mit Hilfe der Technik vervollkommnet werden. Die Technik selbst nimmt dann die Stellung eines Werkzeuges, nicht mehr die eines Zieles ein. In diesem Sinn sind Aussprüche wie "wahrer Sieg ist Sieg über sich selbst" oder "der Weg ist das Ziel" zu verstehen. Diese Einstellung steht der Konzentration auf den Augenblick wie sie im ZEN geübt sehr nahe. Das Leben wird nur durch das Handeln im gegenwärtigen Augenblick bestimmt. Bloße Träumereien oder Verklärungen der Zukunft oder Vergangenheit beschränken die Handlungsfähigkeit. "Die Zukunft soll man nicht vorraussehen wollen, sondern sie möglich machen" (A. de Saint-Exupery). So beginnt man durch das Studium des AIKIDO erst sich selbst und dann die Welt zu erkennen und zu verändern, vorausgesetzt man geht auf diesem Weg weit genug.

   

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